1990 Wer rastet, der rostet

Mancher sucht sich zu schonen, mit seinen Kräften zu haushalten, um nicht vor der Zeit zu verschleißen. Doch von extremen über- und einseitigen Belastungen abgesehen, etwa bei Leistungssportlern, manchen Berufen usw. gilt, daß gerade ständige Übung und Belastung uns Menschen leistungsstark erhält. Die meisten unserer Leiden entstehen nicht durch den vernünftigen Gebrauch von Kopf und Körper, sondern durch den Nichtgebrauch. Wer rastet, der rostet, das Sprichwort sagt es kurz und bündig. Diese Regel gilt nicht nur für die Muskeln (die ja etwa unter einem Gipsverband schnell an Masse verlieren), sie gilt auch für die Gelenke, denn die vielgehörte Diagnose "Abnutzungserscheinungen" sind normalerweise keine solchen, sondern die Störungen haben ihre Ursache in Bewegungsmangel und Ablagerungen infolge falscher Ernährung. Dies gilt auch für die Knochen, denn der Körper baut überall dort Masse ab, wo sie nicht gebracht wird. Wer sich nicht bewegt, dessen Knochen verlieren Substanz und damit Festigkeit und Härte, dies gilt genauso für die Zähne. Neben der aggressiven Wirkungen, die unsere Zivilisationskost chemisch von außen und innen auf die Zahnsubstanz ausübt, ist es der mit dieser verfeinerten Kost einhergehende Verzicht auf das notwendige Beißen, das die Zähne stabil erhält. Es funktioniert hier gerade so wie bei den Knochen, sie werden entmineralisiert und zerbröseln oder zerbrechen dann bei Belastung.

Ähnliches gilt auch für unser Gehirn. Zoologen haben festgestellt, daß Haustiere ein Drittel weniger Gehirnmasse haben als ihre wildlebenden Artgenossen. Dies leuchtet auch ein, denn die Haustiere müssen sich weder um ihre Nahrungsversorgung kümmern noch um ihre Sicherheit. Da es bei der Natur keinen überflüssigen Ballast gibt, baut sie eben das überflüssige Gehirnvolumen ab. So ähnlich wird es wohl auch beim Menschen sein, egal ob jetzt ein Masseverlust stattfindet oder nur die "Schaltungen" und Zugriffsmöglichkeiten "einrosten": Wer seinen Kopf nicht fordert, wird geistig träge, dies kann bis zum erworbenen Schwachsinn gehen. Bei Menschen, die ins Altersheim kommen und sich um nichts mehr kümmern müssen, vielleicht auch noch durch ein körperliches Gebrechen in ihren Kontakten eingeschränkt werden, ist schon bald ein deutlicher geistiger Abbau festzustellen. Die Lehre die daraus gezogen werden sollte, dürfte klar sein: Übt und belastet Körper und Kopf, damit sie lange funktionstüchtig bleiben!